Wir sind noch nicht komplett im Arsch!

Ein paar Gedanken. Ein paar längere Zeilen. Aber sie sind uns mehr als wichtig.

Am Sonntag machten wir beim aufraeumen des Open Air-Gelaendes in Jarmen eine kurze Pause und schauten uns zusammen mit einigen Freunden und Wegbegleitern die Wahlergebnisse fuer Mecklenburg Vorpommern an. Danach raeumten wir weiter auf, grillten weiter, stießen nochmal auf den wunderschoenen Abend in Jarmen an, machten noch eine Arschbombe in der Kieskuhle oder gingen schlafen.

Da war Alles, nur keine Überraschung bei Uns.

Schoen, dass die NPD rausgeflogen ist. Erbärmlich, dass die AFD 21 Prozent bekommen hat. Man hat hier fast mit noch Schlimmeren gerechnet…
Es bleibt festzuhalten, dass in unseren kleinen Bundesland ueber 100000 Menschen eine rechtsradikale bzw. rechtspopulistische Partei gewaehlt haben. Ueber 100000 Leute. Muss man sich mal reinziehen.

Dass hier in den letzten Wochen vieles völlig erbärmlich war, brauchen wir nicht nochmal bis auf Kleinste aufschlüsseln. Wer in den letzten Wochen mal mit dem Auto oder Rad durch MV gefahren ist, hat genug Eindruck bekommen. Dass war unseres Erachtens nach teilweise symbolisch für dass was hier in Mecklenburg Vorpommern abging. Gefühlt jeder Laternenmast blau, oder NPD-rot. In einigen Dörfern bzw. Kleinstädten hingen nicht einmal mehr ein paar Alibiplakate der anderen Parteien.

Es ist selbstverständlich wichtig sich zu empören und nicht abzustumpfen, auch wenn es manchmal schwer fällt…

Was fuer uns als FSF jedoch stehen bleibt ist etwas Anderes, Leute. Wir sind hier grad weder niedergeschlagen noch krass deprimiert.

Was wir hier in den letzten Wochen gemeinsam mit sehr vielen, geilen Leuten aus Mecklenburg Vorpommern auf die Beine gestellt haben, dass war krass.
Der Gedanke hinter „Noch nicht komplett im Arsch“ war nie der, dass wir behauptet haben, dass wir etwas an den Wahlen verändern können. Unser Gedanke war ganz einfach… Lasst uns unsere Popularität, die wir gerade haben, einfach schamlos ausnutzen. Dass machen was wir geil finden, nach vorne gehen, gemeinsam mit den geilen aus MV etwas reissen und zeigen, dass wir hier nicht alleine sind. Hier geht noch was.
Zwischen all den besorgten Wichsern und Hetzern gibt es hier auch noch geile Leute. Dass zeigen, denen Kraft und Mut geben, die schon viel Kraft gebraucht haben. Leute ansprechen, die sich unsicher sind, die sich in ihrer Gegend ganz einfach nicht trauen, den Mund aufzumachen, da sie sonst gleich vor die Fresse bekommen oder ausgegrenzt werden etc. Auf irgendeine Partei verlassen wir uns nicht. Wir machen unser eigenes Ding! Wir wollten raus in die Provinz, in die Kleinstaedte und Dörfer.

Was schlussendlich daraus geworden ist, ist für uns immer noch unglaublich. Was in den letzten Wochen hier mit ,,Noch nicht komplett im Arsch,, abging, fühlte sich richtig an. Manchmal wirft man mit viel zu viel Superlativen um sich, aber die letzten Wochen waren mehr als besonders. Da spielst du am Wochenende vor tausenden Leuten irgendwelche grossen Festivals, kommst wieder zu Hause an, nimmst deine Sachen und sitzt ein paar Stunden später in der Vereinsgaststätte von Gessin, da die nächste „Noch nicht komplett im Arsch“ Aktion ansteht. Ein Dorf in dem 65 Menschen leben. Die Vereinsgaststätte is knüppelvoll und du hast einen wunderschönen Abend. Mehr Ambivalenz geht nicht. Aber sie ist schön und sie beschreibt die letzten Wochen sehr gut.

Von West nach Ost, im ganzen Bundesland, überall geile Aktionen. In Boizenburg, in Parchim, in Rostock, in Gessin, in Anklam, in Demmin, in Wolgast, in Greifswald, in Burg Stargard, in Ribnitz Damgarten… und einigen anderen kleinen Orten in denen wir waren. Einfach nur fett wie es ablief. Es hört sich so dumm an, aber jede Veranstaltung übertraf unsere Erwartungen. Da waren plötzlich nicht mehr nur die immer gleichen Leute, die sich die immer gleichen Sachen erzählen und sich selbst bestätigen, wie krass reflektiert man ist und die anderen Alle dumm sind. Nein plötzlich kamen da an allen Orten auf einmal Leute zusammen, die sich nicht kannten, die merkten „Ey, ich bin hier ja doch nich allein…“

Das gute Gefühl, dass sich viele Menschen hier nicht einschüchtern lassen. Schon gleich bei unserer ersten Aktion, zündeten die Nazis das Auto eines Freundes an. In Burg Stargard gab es in der Nacht zuvor einen Buttersäureanschlag auf den Veranstaltungsort, in Wolgast griffen Faschos die Kneipe an etc. etc. etc. Aber alle Veranstaltungen haben wir gemeinsam durchgezogen. Auch wenn es völlig ok für uns gewesen wäre, Niemand hat auch nur einmal ,, lasst es uns doch nicht machen,, gesagt… Hört sich so pathetisch an, war es ja auch. Pathos is manchmal affig, manchmal ist er geil! Es macht uns stolz, dass wir solche Leute in Mecklenburg Vorpommern wissen und dass wir mit Ihnen, dass hier durchziehen durften.

Wenn du mit fast 3000 Leuten in Jarmen stehst, oder mit 2000 Menschen in Anklam abfeierst und merkst, dass das hier was bringt(nicht nur einen selber), dann is das krass. Einfach nur der Hammer.

Wir holen jetzt erstmal den Schlaf nach, springen in die Ostsee und machen dass, was wir in den letzten Wochen zu wenig gemacht haben. Unsere Belastungsgrenze ist für ein paar Tage erschöpft. Aber Kopf runter gibt es nicht, am 17.9 is auch schon wieder Theater mit uns in Rostock. Aber solange erstmal nur schlafen, essen, lieben, Strand!

Die letzten Wochen haben Kraft gekostet, aber ohne Ende schöne Momente beschert!

Wir sagen Danke und sind noch nicht komplett im Arsch!